"In Deutschland gibt's doch keine Trüffeln!"
Trüffelsuche in Deutschland
Nunja, zumindest gab es sie im 18., 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Die Trüffelsuche war in Deutschland bis in das 20. Jahrhundert hinein weit verbreitet. So berichtet z. B. Justus Möser für das Jahr 1718, dass der "Seidenbau im Hochstift Osnabrück" von einem "Namens Fenoglio, welchen der Herzog als Trüfeljäger aus Italien hatte kommen lassen" (Justus Möser, Partiotische Phantasien. Dritter Theil. Neue verbesserte und vermehrte Auflage, Berlin 1778, S. 169), beaufsichtigt wurde.
Pierer's Universal-Lexikon von 1857 kennt ertragreiche Trüffelvorkommen in "Tyrol, Baiern, Württemberg, Baden, Thüringen" (Bd. 17, S. 875). Da wundert auch nicht mehr, dass in dem Lehrwerk "Die Forst- und Jagdwissenschaft nach all ihren Theilen für angehende und ausübende Forstmänner und Jäger" von 1822 auch die "Trüffeljagd" in einem Anhang ausführlich beschrieben wird (Zehnter Theil, 4. Bd. Wildjagd und Wildbenutzung, Gotha 1822, S. 687-696.). Drei Jahre später beschreibt Alexander von Bornholz den "Trüffelbau" - allerdings ohne die Zusammenhänge zwischen Bäumen und Pilzen zu kennen. Anbauerfolge sind daher allenfalls dem Zufall zu verdanken.
Diese Wissenslücke wird erst 60 Jahre später von Albert B. Frank geschlossen, als er seine Enteckungen zu Mykorrhiza und Symbiose zwischen Baum und Pilz veröffentlichte. Erst damit konnte der kommerzielle Trüffelanbau möglich werden.
Es folgte die erste und zugleich bedeutendste wissenschaftliche, deutschsprachige Publikation ist Rudolph Hesses zweibändiges Werk "Die Hypogäen Deutschlands" von 1891/94 (Bd. 1, Bd. 2). Bis heute ist es das umfassenste Werk über die in Deutschland auftretenden Arten in deutscher Sprache.
Zu dieser Zeit wurden deutsche Trüffeln sogar in andere Länder exportiert. Insbesondere im Herbst und im Winter bot die Trüffelernte den Bauern ein zusätzliches Einkommen. Doch in Folge des Ersten Weltkrieges ging ihr Wissen verloren. Da kaum einer mehr suchte, blieb es bei Zufalls- oder sogar Sensationsfunden. Ein halbes Jahrhundert später galten Trüffel also als selten und besonders schützenswert. Zu ihrem Schutz wurden kulinarisch interassante Arten unter Naturschutz gestellt.
